Auf Einladung der VHS Vaterstetten versammelte sich eine Gruppe von ca. 20 Interessierten an einem Freitag Nachmittag in einem behelfsmäßigen Container des Geothermie-Heizwerks in Freiham, um sich über die Geothermie im Allgemeinen und die jüngste Anlage der Stadtwerke München (SWM) im Besonderen zu informieren. Rede und Antwort stand uns Frau Magerl von den Stadtwerken, bei der wir uns herzlich für den umfassenden, kenntnisreichen und engagierten Vortrag und die anschließende Führung bedanken.Frau Magerl erklärte uns, dass die SWM im Stadtgebiet mehrere Geothermie-Werke für ihr Fernwärme-Netz betreiben, die allerdings alle etwas unterschiedlich ausgerichtet sind (mal mit, mal ohne Stromgewinnung). Das Werk in Freiham ist ein reines geothermisches Heizwerk ohne Stromerzeugung (deshalb ist es kein Kraftwerk). Heute würde es wohl so nicht mehr gebaut, u. a. weil es zu klein dimensioniert ist und die Redundanz mit fossiler Energie (Erdgas) betrieben wird.Um ihr selbstgestecktes Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen, planen und bauen die SWM kontinuierlich weitere Geothermie-(Kraft)Werke Die größte Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Wärmeversorgung. Eine Verdrängung von Gas- und Ölheizungen funktioniert laut Magerl im dicht besiedelten Stadtgebiet nur mit einem Fernwärme-Netzwerk auf Basis von Geothermie – unterstützt durch Wärmepumpen. Wärmepumpen sind in München vor allem dort interessant, wo die Bebauung eher locker ist, und viele Einzelhäuser stehen. Fernwärme wird vor allen in Stadteilen mit dichter Bebauung und vielen Mehrfamilienhäusern gebraucht, wo Wärmepumpen keinen ausreichenden Platz fänden. Zusätzlich besteht noch die Schwierigkeit, die Redundanzanlagen, die zur Absicherung des Fernwärme-Netzes bereitstehen müssen, und die bislang häufig noch mit Erdgas betrieben werden, umweltverträglicher zu machen. Die SWM setzen dabei bislang vor allem auf Biogas, regenerativ gewonnenen Wasserstoff oder Groß-Wärmepumpen.
Die SWM machen sich für die Fernwärme durch Geothermie eine geologische Besonderheit zunutze, die in ganz Oberbayern zu finden, aber im Raum München besonders gut nutzbar ist: Eine wasserführende Schicht (Aquifer), die durch eine oben aufliegende Molasseschicht unter Druck steht. Durch die Geländebeschaffenheit im Stadtgebiet hat der Aquifer unter München eine Temperatur von ca. 90 °C. Dieses Thermalwasser wird mit einer Bohrung und einer Pumpe an die Oberfläche befördert. Mittels Wärmetauscher wird damit dann Wasser erwärmt, das in das Fernwärme-Netz der Stadt München eingespeist wird. Das abgekühlte Thermalwasser wird in den Aquifer zurückgespeist, wo es sich wieder aufheizt. Bei diesem Kreislauf-Prozess werden dem Wasser keine Stoffe entzogen oder hinzugefügt. Bei Bedarf kann in Freiham im Winter mit Erdgas zugeheizt werden, wenn die Wärmemenge nicht ausreicht; die SWM möchten aber vom fossilen Erdgas weg zu klimaneutralen Energiequellen kommen. Für Freiham ist aktuell ein für den Betrieb mit Wasserstoff geeigneter Gaskessel in Vorbereitung. In Riem, wo die Redundanzanlage derzeit ebenfalls noch mit Erdgas betrieben wird, ist ein Umstieg auf eine Groß-Wärmepumpe geplant.
Im Anschluss an den Vortrag zeigte uns Frau Magerl die Anlage: eine beeindruckende Vielfalt an riesigen Rohren für die Zu- und Ableitungen und Wärmetauscher-Platten. Zwei alte, auf dem Hof stehende Bohrköpfe (s. Foto) verdeutlichten die Dimensionen und die Funktionsweise der Bohrungen. Bemerkenswert war auch der riesige, mehrere Stockwerke hohe Wasserkessel, der als Wärmespeicher beim Überbrücken kurzer Spitzenlast- und Ausfallzeiten sowie beim Einsparen von Erdgas hilft.
Frau Magerl beantwortete geduldig und umfangreich die vielen Fragen, und so war es bereits lange dunkel, als die Führung endete und wir uns mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen auf den Heimweg machten.
Christina Hegenberg

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