
Bildnachweis: Bundesregierung / StadtLandMensch-Fotografie
Vom 9. bis 12. Juli 2025 ging es für rund 50 politikinteressierte Teilnehmende – darunter auch eine Gruppe aus unserem Ortsverband Grasbrunn – auf Bildungsreise nach Berlin. Organisiert wurde das spannende Programm vom Abgeordnetenbüro von Dr. Anton Hofreiter MdB, federführend durch Dr. Volker Leib.
Los ging’s mit der gemeinsamen Anreise per ICE ab München Hbf. In Berlin angekommen wurden wir von unserer großartigen Stadtführerin Jenny begrüßt, die in den kommenden Tagen immer an unserer Seite blieb. Ein Reisebus brachte uns zum Hotel, wo wir beim gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant Zeit zum Kennenlernen und Einstimmen auf die kommenden Tage hatten.
Der Mittwoch startete mit einem Besuch im Deutschen Bundestag. Nach dem Sicherheitscheck erlebten wir live im Plenarsaal eine Debatte zur Innenpolitik, unter anderem einen Vortrag von Innenminister Alexander Dobrindt zur sogenannten Migrationswende sowie die Replik eines AFD-Abgeordneten. Leider sind im Zuschauerraum Gefühlsregungen streng verboten (Vorgabe: nur dasitzen und atmen), sodass wir auf Augenrollen und ähnliches verzichten mussten, obwohl uns allen danach war. Anschließend hatten wir ein intensives Gespräch mit Toni Hofreiter zu gesellschaftlichen Herausforderungen und umweltpolitischen Fragen, das uns alle sehr nachdenklich machte. Wir diskutierten nicht nur gemeinsam die Rückschritte im Klimaschutz durch die neue Bundesregierung und die dringende Notwendigkeit der Unterstützung der Ukraine (auch aus eigenem Interesse!) sondern wichtige Maßnahmen zum Schutz unserer Demokratie – neben der Einleitung eines AFD-Verbotsverfahren die bessere Regulierung von Hass und Hetze im Netz. Toni erläuterte, dass gesellschaftszersetzende Posts durch die bestehenden Algorithmen von X, TikTok & Co. um den Faktor 40 mehr unterstützt würden als Post im Sinne der Demokratie. Der häufige Vorwurf an Politiker der Mitte, einfach im Netz aktiver zu sein und alles werde gut, greife also zu kurz. Auf keinen Fall dürfe die notwendige Veränderung der Algorithmen, die die EU aktuell einfordere, als Faustpfand im Zollstreit mit den USA verwendet und abgeschwächt werden, forderte Toni.
Ein Gruppenfoto vor historischer Kulisse und ein Besuch der beeindruckenden Reichstagskuppel rundeten den Vormittag ab. Nach dem Abschied von Toni ging es am Nachmittag weiter mit historischen Highlights – darunter die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und die Ausstellung im Deutschen Dom. Niemand von uns wird zukünftig mehr den Namen Georg Elser vergessen – ein bayerischer Schreiner, der beinahe Weltgeschichte geschrieben und Millionen Menschenleben gerettet hätte. Im Alleingang hatte er am 8. November 1938 (!) im Münchener Bürgerbräukeller bei einem Vortrag von Hitler eine Bombe installiert, die auch wie geplant explodierte. Allerdings hatte Hitler (und mit ihm die gesamte NSDAP-Führung) wenige Minuten vor der Detonation den Raum verlassen – weil an dem Abend in München Nebel herrschte und er nicht wie üblich nach Berlin zurückfliegen konnte, sondern den Nachtzug nehmen musste. Elser wurde kurz vor Kriegsende im KZ Dachau erschossen und seine Tat aus Propagandagründen dem britischen Geheimdienst angedichtet – eine Legende, die sich über Jahrzehnte hielt. Eine politische Stadtrundfahrt, in der uns Jenny Berlin von seiner geschichtsträchtigen Seite zeigte – von den Hohenzollern über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und den Kalten Krieg bis hin zur Wiedervereinigung und Gegenwart –, rundete den ereignisreichen Tag ab.
Donnerstag stand im Zeichen der Außen- und Sicherheitspolitik. Wir bekamen spannende Einblicke in die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes und besuchten anschließend das Auswärtige Amt. Ein erfahrener Diplomat, der selbst bereits in mehreren Ländern tätig war, etwa Pakistan, Nordkorea und Äthiopien, machte uns die Welt der Außenpolitik durch anschauliche Berichte und Anekdoten greifbar und weckte das Interesse einiger junger Leute in unserer Gruppe für den Auswärtigen Dienst. Nach dem Mittagessen im Humboldt-Forum folgte der letzte Teil unserer Stadtrundfahrt, bevor das offizielle Programm endete. Der Abend war dann frei für eigene Erkundungen und persönliche Eindrücke – von Currywurst bis Kulturbummel war alles drin. Einige – darunter wir Grasbrunner – hatten immer noch nicht genug von Politik und besichtigten an diesem Abend die Ausstellung „Topographie des Terrors“; sie zeigt auf bedrückende Weise, wie es den Nationalsozialisten in den 1930er Jahren gelang, im „roten“ Berlin Fuß zu fassen und die Stadt zum politischen Zentrum ihrer Herrschaft auszubauen.
Am Freitag hieß es Abschied nehmen von Berlin und von Jenny. Mit vielen Denkanstößen und Erinnerungen im Gepäck ging es zurück nach München. Ein herzliches Dankeschön gilt Toni Hofreiter sowie dem Organisationsteam – ganz besonders Volker – für die engagierte und gelungene Durchführung dieser erkenntnisreichen Reise.
Claudia Schöllmann
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