Beim Neubau einer Turnhalle in Grasbrunn hat die Gemeinde eine wichtige Chance für den Klimaschutz vertan. In der Gemeinderatssitzung am 27.Oktober wurde mehrheitlich gegen den Antrag der GRÜNEN zum Bau einer Photovoltaik-Anlage auf allen Dächern der großen Turnhalle gestimmt. Damit bleibt es dabei, dass lediglich die kleinen Dachflächen des Anbaus für die Errichtung einer PV-Anlage genutzt werden.
Die Verwaltung teilte dem Rat mit, dass ihrer Meinung nach die Statik des Hauptgebäudes nicht ausreiche und die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben sei. Die Grüne Fraktion war und ist nicht überzeugt und hat den fachkundigen Rat eines Energieberaters und Architekten eingeholt. Das Resultat: Die Dachneigung ist in der Tat nicht optimal, aber es gibt flexibel neigbare Aufständerungen, die einen guten Ertrag ermöglichen. Das hätte näher untersucht werden müssen.
Nach Ansicht der Grünen sollte die Wirtschaftlichkeit in diesem Fall nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein. Schließlich nimmt die Gemeinde im Hinblick auf den Klimaschutz eine wichtige Vorbildfunktion ein. Das sieht die Gesetzgebung auch neuerdings so vor. Entsprechend heißt es im neuen Gebäudeenergiegesetz unter „§ 4 Vorbildfunktion der öffentlichen Hand“: „Die öffentliche Hand hat bei Neubauten oder grundlegenden Sanierungen von Nichtwohngebäuden künftig zu prüfen, ob und in welchem Umfang Erträge aus Solarthermie oder Photovoltaik erzielt und genutzt werden können.“
Das zweite große Gegenargument der Verwaltung war die Statik – die Turnhalle sei nicht für eine PV–Anlage ausgelegt und die Statik würde nicht ausreichen. Ganz generell ist das Dach für eine Schneelast von 115 kg/m² ausgelegt. Mit einem PV-Modul kämen ca. 20 kg/m² hinzu, d.h. eine PV-Anlage würde die Dachlast um lediglich ca. 17 % erhöhen. In Anbetracht der vergleichsweise geringen Zusatzlast, wäre der konstruktive und damit finanzielle Mehraufwand für die Montage der PV-Anlage, bezogen auf die Gesamtkosten von 400.000 €, sicherlich nicht ins Gewicht gefallen.
Das K.O.-Argument ist und bleibt, dass es zu spät ist. Derzeit wird bereits der Dachstuhl errichtet. Hierzu bleibt anzumerken, dass der Antrag bereits im Juli eingereicht worden war, aber leider erst jetzt auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Auch frühere Vorstöße im Juni 2020 unter Einbindung einer Energieagentur stießen bei der Gemeinde leider auf wenig Resonanz.
Nach Ansicht der Grünen hat die Gemeinde mit dem Verzicht auf eine Photovoltaik-Anlage auf dem Hauptgebäude der Turnhalle, einem Bauprojekt, das es in dieser Größenordnung auf absehbare Zeit nicht mehr in der Gemeinde geben wird, die einmalige Chance vertan, spürbar etwas zum Klimaschutz beizutragen, mit gutem Beispiel voranzugehen und den Einsatz klimafreundlicher erneuerbarer Energien durch Photovoltaik in der Gemeinde Grasbrunn voranzubringen.
Zudem wurde auch in Sachen Artenschutz versäumt, wenigsten eine Dachbegrünung aufzubringen, bei der man schon mit einfachen Mitteln eine blütenreiche Vegetationsdecke für Insekten und auch Vögel aufbauen kann. Und das, obwohl direkt gegenüber, auf dem Dach der Kinderwelt, ein Beispiel für ein Gründach als Vorbild zu sehen ist.
In der Stadt München lässt man sich seit vielen Jahren solche ökologischen Gebäudeaufwertungen nicht mehr entgehen. Wir müssen daran arbeiten, dass die Gemeinde Grasbrunn in Zukunft solche Aspekte umweltfreundlichen Bauens nicht wieder verschläft.“
Mitchell Nelson,
Vorstand und Gemeinderat Bündnis 90/Die Grünen Grasbrunn
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